Erik von Blogissimo stellte sich die Frage Beschäftigt sich die Blogosphäre zu viel mit sich selbst. Eine gute und wichtige Frage. Er beantwortet sie mit Ja. Da ich auch direkt angesprochen wurde, möchte ich nun auch – nach ein paar Tagen des Reflektierens – meinen Senf dazu geben.
Eriks Basis
Erik wählte den analytischen Ansatz und machte eine Auswertung der Artikellistings bei Rivva. Wer Rivva nicht kennt (ich kenne es auch erst seit Kurzem). Rivva „Rivva folgt den Strömungen, spürt Debatten auf und macht sichtbar, welche Artikel Wellen schlagen.“ Das erfolgt offensichtlich über einen Bot. Wie genau es funktioniert, welche und wieviele Seiten im Index sind usw. ist mir nicht bekannt und konnte ich auf die Schnelle auch nicht finden.
Meine RSS-Feed-Sammlung enthält aktuell knapp über 150 Blog-Feeds. Die meisten der Blogs habe ich bisher nicht auf Rivva entdecken können. Das bedeutet (was auch vorher schon zu vermuten war), Rivva deckt nur einen Teil der Blogosphäre ab (beziehend auf die deutschsprachige Blogosphäre).
Aussagekraft
Bewerte ich den von Erik gewählten analytischen Ansatz auf dieselbe Art und Weise, kann es nur einen logischen Schluss geben: Das Sample ist nicht groß genug.
Es gibt viele weitere Projekte, natürlich teilweise mit Überschneidungen, es gibt aber auch viele Blogs, die nirgends gelistet sind.
Des Weiteren ist aktuell relativ viel Schwung in der Blogging-Community, wodurch diese Themen auch stärker thematisiert werden (was Erik ja ebenfalls auch anspricht). Dem folgt, dass der Betrachtungszeitrum zu klein ist.
Im Großen und Ganzen will ich darauf hinaus, dass die analytische Bewertung aus meiner Sicht gar nicht zielführend ist.
Community & Zielgruppe
Um das Thema – aus meiner Sicht – zu bewerten, muss man die unterschiedlichen Gruppen näher betrachten.
Es existieren viele verschiedene Communities. Diese können sich um Themen/Interessen gebildet haben, aber auch um Personen(gruppen), beispielsweise, weil man sich auf diversen Bloggertreffen kennengelernt hat. Darüber gibt es dann noch die große allumfassende Blogosphäre.
Diese Communities sind in sich selbst oft eine Zielgruppe. Was schreiben andere, gemeinsame Projekte usw. Innerhalb dieser Communities werden dann auch mal größere Themen behandelt, die möglicherweise außerhalb nicht diese Relevanz genießen. Manchmal schwappen sie aber auf andere Communities über.
Dann gibt es aber natürlich auch noch (die vermutlich größere) nicht-bloggende Zielgruppe: die Leser*innen. Menschen, die über Suchmaschinen oder Verlinkungen aufs Blog kommen, eventuell den RSS-Feed abonnieren oder vielleicht sogar das Blog von Freund*innen empfohlen bekamen.
Mit allen teilt man gemeinsame Interessen, möglicherweise auch mehrere.
Selbstbeschäftigung
Bloggende Menschen gehören also immer mehreren Zielgruppen an. Ein Bestreben dabei ist natürlich das Gefundenwerden. Dazu gibt es zahlreiche Hilfsmittel: Suchmaschinen, Webringe, Blogparaden/Stöckchen usw.
Diese Hilfsmittel dienen hauptsächlich der Verlinkung untereinander. Man schenkt sich quasi (innerhalb der eigenen Community) gegenseitig Traffic. Zusätzlich stärkt man die gemeinsame Community. Es entstehen engere Verbindungen und gemeinsame Projekte.
Die Community wirkt dadurch lebendiger und größer nach außen. Das macht es nichtbloggende Leser*innen einfacher, diese Community zu finden und sich darin zurecht zu finden.
Das gegenseitige Auffinden und Kennenlernen schlägt sich aber auch auf die Themenbeiträge nieder. Denn auch hier wird stärker aufeinander Bezug genommen und somit besser verlinkt.
Last but not least erhöhen diese Hilfsmittel die Aktivität am eigenen Blog – man darf nur nicht die eigenen Themen außen vor lassen.
Ja, aber Nichtbloggende?
Wie schon angeteasert: Sie finden eine bessere Verlinkung vor und bekommen somit eine größere Bandbreite an Blogs liefert. Gerne kann man auch zu Blogrolls/Linklisten greifen, die das noch weiter verbessern.
Zudem gibt es zusätzliche Informationen über die existierende Community.
Klar, das interessiert nicht alle, aber manche doch und das sind dann Menschen, die vielleicht länger bleiben und sich nicht nur für einen bestimmten Artikel interessieren.
Kann es genug Community-Projekte geben?
TL;DR: Nein.
Kaum ein Projekt ist von der Idee oder der Ausführung her ident. Viele verfolgen unterschiedliche Ansätze, egal ob es ein Webring, ein Feed-Aggregator, eine Suchmaschine oder eine Blogparade ist.
ALLE haben eines gemeinsam: Sie führen zu einer verbesserten Verlinkung und damit zu einer besseren Auffindbarkeit.
Das ist genau das, was nicht nur die Blogosphäre, sondern die gesamte potentielle Zielgruppe braucht.
Aber eine Suchmaschine?
Eine Suchmaschine ist sehr komplex und nichts, was man so im Vorbeigehen macht. Besonders schwierig ist die Abbildung einer Relevanz. Das alleine ist ja schon ein Thema, das jeder ein wenig anders sieht.
Schlussendlich geht es darum, das zu finden, was man finden möchte. Was auch immer das dann wirklich ist.
Aber Google liefert doch!
Nun ja, ich habe mehrere Blogs und überall wird der Traffic von Google kleiner. Bing liefert ohnehin nicht und sonst kommt der Traffic eben aus Direktlinks oder aber aus Verlinkungen auf Webringen, Blogs etc.
Ich persönlich finde auch lieber themenbasierte Blogs von Privatmenschen als hochpolierte Corporate Blogs oder Vielschreiber-Presse-Affiliate-Marketing-Blogs. Ich lese gerne Erfahrungsberichte, Beispiele aus der Praxis oder andere Sichtweisen. SEO-getrimmte Artikel mit ständigen Wortwiederholungen, um irgendeine Relevanz zu simulieren, interessieren mich nicht.
Hier ein Hilfsmittel anzubieten, das unterstützt, wünsche ich mir schon lange und ist auch der Grund, warum ich GreatBlogs endlich angegangen bin. Schlussendlich mache ich dieses Projekt für mich. Interessieren sich andere Menschen dafür, dann freut es mich natürlich umso mehr.
Fazit
Es ist gut und wichtig, dass sich die Blogosphäre auch mit sich selbst beschäftigt, um für die gesamte Zielgruppe neue Impulse setzen zu können. es entstehen neue Ideen, Synergien aber auch größere Communities. Und genau das hält das Indieweb am Leben. Daher muss die Frage aus meiner Sicht nicht sein, ob sich die Blogosphäre zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sondern wie man das Indieweb in Summe weiter stärken kann.
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