Quizlet und Co.: Mehr Datenschutz und digitale Bildung in Schulen gefordert

Datenschutz und Apps

Schulen setzen immer intensiver auf die Unterstützung durch digitale Angebote. Es wird mit Laptops oder Tablets gearbeitet und vielfach die unterschiedlichste Software eingesetzt. Allerdings fürchte ich, dass sich niemand genau ansieht, wie die Hersteller mit den Daten umgehen, was wirklich notwendig ist und was überhaupt zu vermeiden wäre. Ich bringe Beispiele und Verbesserungsmöglichkeiten.

Quizlet

Quizlet, das ist die digitale Abbildung von Karteikarten. Das eignet sich sicherlich sehr gut, Schüler:innen beim Lernen zu unterstützen.

Beim Installieren der App auf einem Tablet gibt es gleich am Anfang, den Datenschutz-Hinweis (es wird in der App nur die Website gehostet, d.h. das ist auf allen Endgeräten so):

Screenshot mit dem Text:

"Ihre Privatsphäre ist uns wichtig. Wir und unsere 891 Partner speichern personenbezogene Daten, wie z.B. Browsing-Daten oder eindeutige Bezeichner, auf Ihrem Gerät und greifen darauf zu.

Sie schreiben „Ihre Privatsphäre ist uns wichtig“ und teilen personenbezogene Daten mit 891 Partnern. Ein genauerer Blick offenbart: Das kann auch gar nicht deaktiviert werden.

Screenshot von den einzelnen Bereichen, die mit Fremdfirmen geteilt werden:

- Sicherheit, 551 Partner
- Bereitstellung Werbung 553 Partner
- Daten matchen und von anderen Datenquellen verbinden 391 Partner
- Unterschiedliche Geräte verlinken 347 Partner
- Einzelne Geräte automatisch erkennen 523 Partner
Quizlet: Hier teilt man alles immer mit hunderten Unternehmen

Für die Registrierung ist auch zwingend das Geburtsdatum notwendig. Das geht nun mal schon an über 800 Unternehmen in Kombination mit Name und E-Mail.

Stellen nun Schulen Inhalte bereit, gibt es die Verbindung zur Schule, den Klassenlehrer:innen, anderen Schulkolleg:innen und mehr.

Dieses Angebot ist in keinster Weise für Schulen und Schüler:innen geeignet.

Alternative: Anki

Dabei gibt es eine Open Source Variante, die sehr viel kann, aber eben wesentlich rücksichtsvoller mit den Daten umgeht: Anki.

Anki gibt es für für Windows, Linux, macOS, aber auch für iOS und Android. Eine Synchronisation der Karten ist möglich, die Unterstützung von Audio und Video, es gibt Add-Ons und es kann frei angepasst werden.

Microsoft Office

Mit Gratislizenzen wird die „State of the Art“-Software ausgerollt, ohne zu reflektieren, ob das tatsächlich eine gute Idee ist. Aus Sicht von Microsoft super, denn schon Kinder lernen den Umgang mit ihrer Software.

Dabei gäbe es einige Alternativen, die denselben Funktionsumfang bieten, die ebenfalls nichts kosten, aber datenschutztechnisch nicht fragwürdig sind.

Alternative: LibreOffice

Mit LibreOffice können alle in der Schule notwendigen Tätigkeiten super erledigt werden. Wird ein gemeinsamer Speicher gebraucht, kann die Schule selbst einen NextCloud-Server betreiben oder kostengünstig einen anmieten.

Microsoft Teams

Aufgaben, Teile der Kommunikation läuft vielfach über Microsoft Teams. Durch den Microsoft Account natürlich auch Mails.

Die Aufgaben werden bewertet, es werden Audiodateien, handschriftliche Notizen und mehr hochgeladen. Alles landet in der Cloud von Microsoft. Von Schüler:innen, die das machen müssen, ob sie wollen, oder nicht.

Alternative: Nextcloud

All das kann mit einer Nextcloud-Instanz erledigt werden. Die Daten können innerhalb der Schule bleiben (oder zumindest bei einem europäischen Hoster).

Stattdessen werden hier sehr viele Daten unserer Kinder einem Konzern kostenlos feilgeboten.

Mal davon abgesehen, dass es sehr häufig zu unterschiedlichsten Problemen kommt, weil Teams einfach nicht zuverlässig funktioniert.

Unterrichtsfach: Digitale Grundbildung

In jeder Schule gibt es mittlerweile Unterricht in digitaler Grundbildung, heißt eventuell nur anders. Ich würde mir erwarten, dass Schüler:innen wichtige Dinge durch diesen Unterrichtsgegenstand vermittelt bekommen:

  • Was sind persönliche, private und öffentliche Daten?
  • Was passiert mit Daten, die die private Sphäre verlassen, kann man darüber wieder Kontrolle erlangen?
  • Was kann man mit persönlichen Daten (vor allem über mehrere Menschen, z.B. eine ganze Schule) machen bzw. was kann man herausfinden?
  • Wie kann man erkennen, dass die eigene Privatsphäre verletzt wird?
  • Welche digitalen Angebote verletzen die Privatsphäre und wie kann man Alternativen finden?
  • Welche digitalen Angebote schaffen Abhängigkeiten, die nicht notwendig wären und welche Alternativen gibt es? Warum sind die Alternativen zu bevorzugen?

All das wird aber nicht unterrichtet. Dabei wäre es für alle Beteiligten so wichtig, hier Kompetenz aufzubauen.

Tipps für Lehrer:innen allgemein

Zum Schluss habe ich noch eine kleine Anregung (eigentlich für alle, aber speziell Lehrer:innen):

Bitte setzt beim Versenden von Mails nicht alle Empfänger in die TO-Zeile. Es gibt eine BCC-Zeile (Blindcopy) um Vielen ein Mail zu schicken, aber ohne jedem Empfänger alle anderen Empfänger zu verraten. Das geht die nämlich nichts an.

Und noch ein zweiter Punkt betreffend Anhänge: Bitte versendet statt Office-Dateien ein PDF. Das ist meist möglich, sieht dann bei allen Empfängern gleich aus und ist in der Regel sicherer, auf jeden Fall aber endgerätetauglicher.

Fazit

Nicht alle Eltern haben ausgebildete IT-ler:innen als Eltern. Es braucht hier endlich eine zielgerichtete und praxisorientierte Ausbildung in der Schule. Es braucht eine echte digitale Bildung und Schulen müssen mit ausgewählter digitaler Unterstützung, Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Apps und den eigenen Daten schaffen, anstatt die Software der Branchenführer einzusetzen. Dazu gibt es ohnehin genug Informationen verfügbar, das lernen sie schon von ganz alleine, unsere Kids.

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