Mittlerweile ist die Jahreszeit egal, es mehren sich die Nachrichten über naive Menschen mit ungenügender Ausrüstung am Berg. Bergretter müssen teilweise ihr Leben riskieren, jedenfalls aber teure und aufwändige Rettungsmissionen koordinieren und ausführen, um Bergtouristen aus ausweglosen – aber meist vermeidbaren – Situationen zu retten.
So flatterte heute die Nachricht zweier Familien herein, die sich in Salzburg am Schafberg im Nebel verirrten und gerettet werden mussten. Sie waren in kurzen Hosen und Turnschuhen unterwegs. Während der Rettung musste sie über SECHS (!) Schneefelder zurück marschieren. Das jüngste Kind ist neun.
Mit kurzen Hosen und Turnschuhen hätte bereits beim ersten Schneefeld Schluss sein müssen. Eigentlich hätte es aber die gesamte Tour erst gar nicht geben dürfen.
Der Schafberg ist 1782m hoch. Die Webcam zeigt eine schneefreie Schafbergspitze, aber des gesamte Panorama zeigt schon, dass noch mit Schnee zu rechnen ist. Vor allem an den schattigen Stellen.
Ein anderes Beispiel, gleiches Wochenende: Zwei Finnen wollen mit Turnschuhen auf schneebedeckte 2080m. Logische Konsequenz: auch die zwei mussten gerettet werden.
Auch wenn es im Tal bereits Frühling ist, am Berg ist es um diese Zeit noch Winter.
Es wird immer schlimmer
Der Bundesverband der Bergrettung veröffentlicht Statistiken. Werfen wir einen Blick auf die Zahl der geborgenen Personen:

Die Zahlen zeigen: Es wird immer schlimmer.
Was man sich zusätzlich vor Augen halten muss: Dieser Dienst wird von Freiwilligen durchgeführt.
In diesem Sinne: Unterstützt die Bergrettung.
Pure Dummheit?
Das ist natürlich schwer zu sagen. Den meisten Berichten zufolge wäre die Situation sehr einfach zu vermeiden gewesen. Das lässt natürlich die Frage nach Dummheit durchaus aufkommen und ist vermutlich auch berechtigt.
Man muss sich vor Augen führen: Der Berg ist kein Kindergarten, von dem man in ein paar Minuten wieder zu Hause ist und kaum Gefahren auf der Wegstrecke lauern.
Hier muss man verantwortungsbewußt sein – gerade wenn andere Menschen (vor allem Kinder) mit dabei sind.
Fehler können tödlich sein.
Wer wirklich alles ignoriert und auf Teufel-komm-raus um jeden Preis auf den Berg muss und dabei auch noch andere vorsätzlich gefährdet (andere Menschen, Familie, Bergretter), hat dort nichts verloren.
Mein persönlich erlebtes „Highlight“ war ein Mann, der mit Crocs auf über 1700m ging und beim Gipfelkreuz mit dieser Leistung bei jüngeren Frauen punkten wollte. Mit einem sauberen tiroler Dialekt gaben sie ihm aber zu verstehen, dass sie davon wenig hielten. Ein klassischer Fall von Dummheit.
Was braucht es für einen Ausflug auf den Berg?
Mit einigen wenigen Punkten kann schon sehr viel vermieden werden:
- Gute und passende Ausrüstung
- Vorbereitung:
- Wetter, Schneelage
- Wegstrecke, nicht nur am Handy, auch auf einer Karte
- Zeitdauer
- Schwierige Passagen auf der Strecke
- Markante Stellen zur Orientierung
- Passende Kleidung, Schuhe, Kopfbedeckung, Sonnenschutz, Verbandszeug usw.
- Laufende Prüfung Wetter während der Bergtour
- Schnelle Reaktion auf Veränderung – es ist intelligent, den Ausflug bei aufziehender Gefahr abzubrechen
Und nein, diese Liste ist nicht vollständig, aber schon mal ein guter Anfang – weitere Tipps und Infos gibt es bei der Bergrettung.
Das Wichtigste ist aber, sein Hirn einzuschalten und nachzudenken. Gerne immer wieder sich selbst fragen: Ist das gscheit, was man da gerade macht?
In diesem Sinne hoffe ich sehr darauf, dass die Menschen wieder verantwortungsbewußter mit sich, ihren Lieben und dem Berg umgehen. Ich hoffe auch darauf, dass alle wieder gesund vom Berg zurück kehren, vor allem die freiwilligen Helfer.
Schreibe einen Kommentar