Zu verschenken AKA bitte meinen Müll entsorgen

Eine Schachtel mit Gläsern usw. mit der Aufschrift "Zu verschenken"

Ich beobachte immer häufiger, wie sich eine neue Unart langsam aber sicher etabliert. „Zu verschenken“-Boxen landen immer häufiger im Müllraum, die dann jedoch nie entsorgt werden – bis sich jemand ihrer annimmt.

Eigentlich erscheint es ja als nette Geste. Dinge, die funktionieren und ohne Schaden sind, aber nicht mehr gebraucht werden, können für andere Menschen noch hilfreich sein. Also rein in eine Box und raus aus dem Eigenheim.

Das Problem: Immer häufiger wird so einfach nur Müll entsorgt – zumindest ist das mein aktuelles Gefühl.

Ich unterstelle das nicht allen, ich beobachte lediglich, dass diese Boxen meist ewig stehen bleiben. Alles außerhalb der Mülltonnen wird durch die Müllabfuhr nicht entsorgt. So bleiben sie über Wochen und Monate stehen, bis sie jemand korrekt entsorgt.

Teilweise sind es nicht nur Schachteln mit einem Sammelsurium aus Krimskrams, sondern auch Sperrmüll. Alte Tische und Sessel, die feilgeboten werden.

Seit Jahren wird auch der Kartonmüll immer mehr (Onlinekauf ist natürlich sehr bequem) und Menschen schaffen es immer weniger, diese zusammen zu falten und korrekt zu entsorgen. Und nun kommt auch diese Unmode noch dazu.

Es wird echt sehr spannend, wohin dies alles noch führen wird. Offenbar ist mittlerweile das Mindestmaß an Pflichtgefühl nicht mehr vorhanden.

Übrigens ein Highlight aus der Kartonagen-Geschichte: Zwei riesige Kartons (einmal 80 Zoll Fernseher), einmal wohl Versandkarton mit Adresse, haben den Müllraum blockiert. Nachdem die Adresse ersichtlich war, wurden die Kartons mit freundlicher Bitte zur korrekten Entsorgung an den ursprünglichen Empfänger überstellt. Was war das Ergebnis? Die Adressplakette wurde mit einem Messer entfernt und die Kartons wieder in den Müllraum gestellt. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Da macht sich jemand die Mühe, den Adressaufkleber mit dem Messer heraus zu schneiden, anstatt den Karton zusammen zu falten und korrekt zu entsorgen. Euer Ehren, keine weiteren Fragen.

Wenn die letzten guten Geister ausgestorben sind oder schlicht keinen Bock mehr haben, dann wird es da wohl noch eine Branche geben, die die Preise massiv anheben wird.

Kommentare

9 Antworten zu „Zu verschenken AKA bitte meinen Müll entsorgen“

  1. Avatar von holger

    Hmm. Vor Jahren habe ich aus diesen Boxen sehr häufig Bücher nehmen können, die sind allerdings heutzutage auch eher in echten Verschenkeschränken zu finden (und regensicher). Wenn ich von weitem schon Müll sehe, ärgere ich mich, dass es dafür nicht mehr Verschenkeschränke gibt, die auch (wie einer bei uns in der Nähe) neben dem Bücherschrank auch noch einiges an Gegenständen bietet. Natürlich ist da auch Zeugs dabei, was von den Mitarbeitern des Zentrums, dass die Schränke beherbergt, entsorgt werden muss, aber immerhin besser als diese kleinen Boxen.
    Wobei mir auch aus anderen Städten berichtet wurde, dass man einfach Sachen nach unten stellen solle, da komme immer jemand vorbei, der was mitnehme… (Ging da aber eher um Elektronik). Hab ich persönlich noch nicht gemacht, ich hole und bringe eher nur Bücher aus dem Schrank/ in den Schrank…

    1. Avatar von Norbert

      Gerade für Bücher gibt es mittlerweile an jeder Ecke Bücherregale. Auch Bibliotheken nehmen nicht zu alte und gut erhaltene Bücher gerne. Gewand, Möbel etc. gehen oftmals an Secondhand-Läden. Aber man muss sich darum kümmern und ich denke, darin liegt das Problem.

      Die eigentliche Idee ist ja toll und begrüßenswert, aber wenn sich dann Menschen dranhängen, die das bloß zum Entsorgen ihres Mülls ausnutzen, dann ist das schei**e.

  2. Avatar von Tommi

    Ich habe sowas noch nicht gesehen. Wenn es dann aber weggeräumt wird, wenn niemand was haben will, sollte selbstverständlich sein. Dann ist die Idee auch gar nicht so schlecht.

    1. Avatar von Norbert

      Absolut. Die Idee ist super. Aber wenn sie missbräuchlich verwendet wird, eben nicht mehr. Wir haben aktuell dieses Problem doch recht intensiv. Schade, weil damit eigentlich gut gemeinte Aktionen ebenfalls darunter leiden.

  3. Avatar von Christiane

    Ja! Gibt es hier in Hamburg zu haufe! Ich schaue oft rein und denke mir: Nun, beim Recycling-Hof wäre das besser aufgehoben (zumal unsere Stadtreinigung ein Kaufhaus betreibt, wo altes Gutes für wenig Geld angeboten wird und bei den Recycling-Höfen kann man es abgeben und kommt dann in den Laden). Aber es ist wohl die Bequemlichkeit.

    Das mit den Kartons hatten wir im „Quartier“ auch eine Zeitlang, aber mittlerweile hat sich das gelegt und man macht seine Kartons klein. Es bleibt spannend wie sich das zu Black Friday wieder entwickelt!

    Was bei uns aktuell ein Problem ist: die Einfahrt zur Garage wird als Mülldeponie genutzt. Irgendwer lädt da immer seinen Mist ab, plus, dass wir Müllwühler haben, die dann das Zeug was ihnen doch nicht gefällt dahin werfen.

    1. Avatar von Norbert

      Ich hab überhaupt nichts dagegen, wenn jemand Dinge verschenken möchte, die noch OK sind. Aber wenn das nach einer angemessenen Zeit niemand haben möchte, dann muss man das selbst wegräumen. Alternativ gibt es ja auch viele Onlineplattformen, über die man Dinge verschenken kann. Für Bücher gibt es die Bücherfächer, tlw. nehmen auch Bibliotheken Bücher usw. Aber darum müsste man sich eben kümmern …

  4. Avatar von Sari

    Ich stelle im Sommer immer gerne mal eine Kiste mit Büchern raus, wenn das Kinderfest ist. Was am Abend noch da ist, nehme ich dann wieder mit rein, aber es wird meistens sehr dankend angenommen. Bei uns stellen manchmal auch welche einfach Gläser, Tassen oder so zum Müll. Da denke ich mir auch manchmal, dass das nicht sein muss und das mit den Kartons ist echt auch so eine Geschichte… Wobei man aber auch sagen muss, dass der Versand auch gerne mal für kleinste Teile gigantische Kartons benutzt. Was mir auch sehr sinnlos erscheint…nun ja…

    1. Avatar von Norbert

      Mhm. So wie du das machst, ist das super. Ist ja auch schön, wenn man selbst Dinge nicht mehr braucht und jemand anders freut sich darüber.

  5. Avatar von Sandra

    Während des Umzugs habe ich auch so manchen Karton rausgestellt, aber halt nach höchstens drei Tagen auch wieder reingeholt und die Reste anderweitig entsorgt.
    Umgekehrt schaue ich auch immer in solche Kartons und es stimmt, oft ist es nur ein Versuch, Müll zu entsorgen.
    K lar, die Menschheit ist faul.
    Ich finde aber auch, dass es einem inzwischen teils schwer gemacht wird, Reste zu entsorgen.
    Ein Beispiel: hier dürfen kaputte Textilien nicht mehr in die graue Tonne. Unter anderem darum sind die Kleidercontainer immer rappelvoll. Und der Recyclinghof hat Annahmestopp für Kleidung. Was bleibt dann noch?
    Ach so, dass man Kartons falten kann, ehe man sie in die Tonne packt, davon hat hier im Haus auch noch keiner gehört…

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